
FUTURE RISK REPORT 2021
men. Dazu hat auch die zunehmende Anzahl
an Cyberangriffen seit der Corona-Pandemie
beigetragen und das Risiko so hinter dem Klimawandel
auf den zweiten Platz gehievt. Speziell
die befragten Expertinnen und Experten
sehen hier eine grosse Bedrohung, während die
Schweizer Bevölkerung nach wie vor stärker
von der Pandemie geprägt ist. Im globalen Vergleich
jedoch weniger als die anderen Länder:
Im Schnitt machen sich Schweizerinnen und
Schweizer am wenigsten Sorgen um Risiken im
Gesundheitsbereich. Gleiches gilt für den Klimawandel.
Zwar beschäftigt sie die Klimakrise
global gesehen stärker als manch andere Regionen,
verglichen mit ihren europäischen Nachbarn
zeigen sie sich aber auch in diesem Bereich
unbekümmerter. Was die weiteren aufkommenden
Risiken – sowohl was das eigene Land
betrifft als auch die Welt im Allgemeinen –,
zeigt sich das gleiche Bild, und die Schweiz
gibt sich wenig verwundbar. Mit ein Grund für
diesen positiveren Blick in die Zukunft dürfte
sich nicht zuletzt im Vertrauen finden, das die
Bevölkerung in ihre Institutionen setzt: Fast
drei Viertel der Befragten und somit weit mehr
als der globale Durchschnitt sind der Meinung,
dass ihre nationalen, öffentlichen Einrichtungen
zur Problemlösung aufkommender Herausforderungen
beitragen werden.
Vertrauen in Globalisierung
lässt nach
Befragt wurden die Studienteilnehmenden
auch nach ihrer Meinung zur stetig voranschreitenden
Globalisierung: 54 Prozent aller
Befragten sehen positive Effekte in der wachsenden
globalen Vernetzung und versprechen
sich langfristige Vorteile für die Weltbevölkerung
daraus – die Teilnehmenden aus der
Schweiz bewerteten diesen Aspekt übrigens
exakt gleich wie der globale Schnitt. Vor einem
Jahr lag Letzterer jedoch noch um ganze sieben
Prozent höher. Entsprechend mehr Menschen
stehen der Globalisierung heute kritischer gegenüber
und sehen mehr negative Auswirkungen
damit verbunden als noch vor einem Jahr.
Dennoch ist eine Mehrheit – nämlich 55 Prozent
– der Überzeugung, die möglichen künftigen
Bedrohungen müssten auf globaler Ebene
angepackt werden. Auf Stufe der Kontinente
liegt das Vertrauen dazu mit 13 Prozent markant
tiefer als bei den einzelnen Ländern. Diese
sehen 26 Prozent in der Pflicht, auf zukünftige
Risiken vorbereitet zu sein und entsprechend
zu agieren. ●
3 Fragen an …
… Volker Reinthaler,
Chief Risk Officer der
AXA Schweiz
Der Future Risk Report
zeigt, dass der Klimawandel
wieder auf
Platz 1 der globalen
Risiken gelandet ist.
Welche Risiken werden
Schweizer KMU
in Zukunft vor allem
beschäftigen?
Zum einen gibt es aufgrund
des Klimawandels
physische Risiken wie
Überschwemmungen,
Trockenheit oder Hanginstabilität,
die für KMU –
je nach Geschäftsmodell
oder Lage – sehr relevant
sind. Dann gibt es sogenannte
Transitionsrisiken,
die durch den Übergang
in eine CO2-arme
Wirtschaft entstehen:
So kann ein verändertes
Kundenverhalten, wie die
Nachfrage nach nachhaltigeren
Produkten, ganze
Geschäftsmodelle ins
Wanken bringen. Für international
tätige Firmen
ist darüber hinaus auch
die geopolitische Stabilität
in Bezug auf Lieferketten
oder Absatzmärkte
ein nicht zu unterschätzendes
Risiko.
Top 3
Nach einem von der Pan-
demie dominierten Jahr
2020 steigt der Klimawandel
wiederum zum globalen
Risiko Nr. 1 auf.
1 Klimawandel
Die Befragten sehen sich – wie
bereits in den Jahren vor der
Corona-Pandemie – in Zukunft vor
allem Gefahren ausgesetzt, die auf
den Klimawandel zurückzuführen
sind.
2 Cyberrisiken
Die zunehmende Anzahl an
Cyberangriffen seit der CoronaPandemie
hat das Cyberrisiko
hinter dem Klimawandel auf den
zweiten Platz gehievt.
3 Geopolitische Instabilität
Mehr Menschen stehen der
Globalisierung heute kritischer
gegenüber und sehen mehr
negative Auswirkungen damit
verbunden als noch vor einem
Jahr.
Die Studie
Der AXA Future Risk Report
wurde 2021 bereits zum
achten Mal veröffentlicht. Die
globale Studie misst die
Veränderungen in der
Wahrnehmung neu auftretender
Risiken und ordnet diese
ein. In Zusammenarbeit mit
dem Forschungsinstitut IPSOS
und der Beratungsfirma für
politische Risiken Eurasia
wurden weltweit über 23’000
Teilnehmende, bestehend aus
Risikomanagement-Experten
und Personen aus der
Bevölkerung, befragt.
Es gibt regional grosse
Unterschiede – in den
USA werden Cyber-
risiken als grösste
Bedrohung wahrgenommen.
Unterschätzen wir
in Europa diese Gefahr?
Ich gehe eher davon aus,
dass das Klimathema
in Europa eine höhere
Akzeptanz hat als in den
USA. Trotzdem belegen
Studien, dass insbesondere
KMU Cyberrisiken
unterschätzen, weil sie
sich nicht als potenzielles
Ziel sehen. Dabei rücken
gerade KMU vermehrt
ins Visier von Internetkriminellen,
da sie weniger
Ressourcen in die eigene
IT-Sicherheit investieren
können als grosse Konzerne.
Wo sehen Sie persönlich
die grössten Risiken für
unsere Gesellschaft?
Kurzfristig mache ich
mir am meisten Gedanken
über Inflation. Wir
haben uns so daran
gewöhnt, dass die
Zentralbanken und die
Politik das makroökonomische
Umfeld sehr
genau steuern können.
Das Absenken der Zinsen
und quantitative Lockerungen
der Zentralbanken
haben in den
letzten zehn Jahren eine
grössere Wirtschaftskrise
verhindert. Sollte es nun
nötig werden, die Zinsen
zügig anzuheben, könnte
das auf den Finanzmärkten
und in der Realwirtschaft
spürbar negative
Konsequenzen haben.
Mittel- bis langfristig sehe
ich den Klimawandel klar
als das grösste Risiko für
unsere Gesellschaft.
Interview Melanie Ade
01/2022 33 Meine FIRMA