
NACHHALTIGE FIRMEN
Keine gefrorenen Shrimps
Das Tierwohl spielt zwar auch bei der Shrimp-Aufzucht
in Rheinfelden eine Rolle, der ursprüngliche
Fokus der 2013 gegründeten Firma war aber der Geschmack.
Shrimps sind eine Delikatesse, doch frisch
zubereitet kommen sie nur im Ursprungsland auf
den Tisch. «Die Shrimps, die wir an Silvester auf dem
Tisch haben, sind meist seit dem Sommer tiefgefroren
unterwegs», gibt Rafael Waber, Geschäftsführer
der SwissShrimp AG, zu bedenken. Das wirke sich
negativ auf den Geschmack aus. Dazu kommt, dass
sowohl der Wildfang mit Schleppnetzen, die Aufzucht
in Mangrovenwäldern oder der Antibiotika-
Einsatz immer mehr Bedenken auslösen. So kam die
Idee einer Shrimp-Aufzucht in der Schweiz. Das ist
einige Jahre her, nun steht die Firma seit zwei Jahren
in Rheinfelden. Nicht nur wirtschaftlich, auch
ökologisch überzeugt die Firma. Denn die Aufzucht
steht nicht ohne Grund neben der Saline Riburg in
Rheinfelden. Bei der Salzproduktion entsteht viel
Abwärme, die in Form von thermischer Energie im
Wasser nicht 1:1 in den Rhein geleitet werden darf.
Die SwissShrimp war prädestiniert als Abnehmerin,
braucht sie doch viel Wärme, um das Salzwasser auf
28 Grad zu heizen. So ist sie heute Mieterin in den
Hallen, die den Salinen gehören.
Ökologische Win-win-Situation
Beim Rundgang durch diese Hallen, in denen es wie
am Meer riecht, erklärt Rafael Waber, dass der Innenausbau
aufwendig gewesen sei: «Alles muss aus
Edelmetall sein, sonst korrodiert es umgehend.» In
den Becken werden die Shrimps aufgezogen und gefüttert.
Ein permanenter Wasserkreislauf sorgt dafür,
dass immer frisches Wasser
in den Becken ist. Es wird von
einer eigenen Anlage mit einem
Biofilter aufbereitet und
ohne nennenswerten Verlust
zurück in die Becken geleitet.
Der Strom stammt zu 100 Prozent
aus erneuerbaren Quellen.
Dies alles führt zu tiefen
CO2-Emissionen. Markus Zemp
spricht hier von einer Winwin
Situation, die sich für die
ökologische Nachhaltigkeit
auszahlt: «Die Abwärme ist
vorhanden und kann genutzt
werden. Ressourcen werden
gezielt genutzt, zum Teil selbst
produziert oder aufbereitet.»
Umfassende Perspektive
auf ein Lebensmittel
Kapazität bieten die Hallen
für jährlich rund 60 Tonnen
Shrimps. Momentan ist man bei einer Ernte von 25
Tonnen, Tendenz steigend. «Was selbst viele Shrimps-
Liebhaber nicht wissen: Die Grösse der Shrimps
hängt lediglich mit dem Wachstum zusammen»,
führt Waber aus. «Möchte ein Kunde also Riesencrevetten,
lassen wir die einfach länger im Becken und
füttern sie weiter – natürlich ohne Antibiotika.» Erst
wenn die Bestellung eintrifft, werden die Shrimps
geerntet. So wird eine Überproduktion verhindert,
und die Shrimps bleiben – ganz nach der ursprünglichen
Idee – frisch. Doch dann geht es schnell: Die
Shrimps werden im Eisbad getötet, verpackt und ausgeliefert.
Für Bestellungen aus dem Onlineshop hat
SwissShrimp eine Mehrwegverpackung entwickelt,
die vom Pöstler wieder mitgenommen werden kann.
«Wir entwickeln uns immer weiter», meint CEO Waber.
«Doch wir beweisen, dass wir eine umfassende
Perspektive auf ein Lebensmittel haben und frische,
hochwertige und antibiotikafreie Shrimps liefern
können.» Auch hier spricht Markus Zemp wieder
von gesellschaftlicher Nachhaltigkeit. «Die Shrimps-
Produktion ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sie wird
auch gesellschaftlich nachhaltig betrieben», erklärt
der Wirtschaftsprofessor. «Kunden können hier mit
gutem Gewissen Shrimps kaufen, weil sie Herkunft
und Produktionsbedingungen kennen.»
Meine Firma
Bereits 2008 hatte der Solothurner
Thomas Tschirren die Idee
einer Shrimp-Aufzucht in der
Schweiz. 2013 konnte er die
SwissShrimp AG gründen, die
mittlerweile ihren Standort in
Rheinfelden hat. In zwei
grossen Hallen werden die
Shrimps im Salzwasser aufgezüchtet
und nach fünf bis neun
Monaten geerntet. Die Swiss-
Shrimp beliefert den Detailhandel,
aber auch Gastronomiebetriebe
und via Onlineshop
Private.
→ www.swissshrimp.ch
Zur Person
Prof. Markus Zemp lehrt als
Dozent Leadership und Unternehmensführung
am Institut für
Betriebs- und Regionalökonomie
der Hochschule Luzern –
Wirtschaft. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte
liegen
in den Bereichen Unternehmensführung,
Leadership & Mana-
gement-Simulationen und Nach-
haltigkeit/Sustainability.
Meine FIRMA 10 02/2020
Foto: zVg
Fotos: Kostas Maros
«Möchte ein Kunde also Riesencrevetten,
lassen wir die einfach länger
im Becken und füttern sie weiter.»
Rafael Waber, SwissShrimp AG
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