
auch Auswirkungen auf den Aktienkurs. Ich gehe
aber davon aus, dass wir uns 2021 erholt haben werden
und im nächsten Jahr wieder wachsen können.
Die Umsätze der letzten Monate sind zumindest sehr
vielversprechend.
Sie sind also optimistisch.
Ja. Ich gehe generell davon aus, dass sich die Schweiz
schneller erholen wird als andere Länder. Der Bund
hat einen exzellenten Job gemacht, in der Krise
schnell gehandelt und die richtigen Massnahmen
eingeleitet. Wir haben fantastische Rahmenbedingungen,
eine niedrige Arbeitslosigkeit und eine
grundsätzlich florierende Wirtschaft. Da werden
andere Länder, zum Beispiel in Südeuropa, mehr zu
kämpfen haben.
Was war für Sie als CEO die grösste
Herausforderung während der Krise?
Zum einen die schnelle Einleitung adäquater Massnahmen
zum Schutz unserer Mitarbeitenden und
Kunden. Und zum anderen die Aufrechterhaltung
unseres Geschäftsbetriebs und insbesondere unserer
Produktionsstätten und Logistikzentren. Wir mussten
innert kürzester Zeit Unglaubliches leisten, und
das nicht wie gewohnt an einem Tisch, sondern virtuell.
Das war schon eine grosse Herausforderung.
Ich persönlich arbeite nicht besonders gern im
Home-Office, aber es war notwendig und hat sehr
gut funktioniert.
«Es gibt Branchen, die
schon weiter sind, andere müssen
nachziehen.»
Wollen Sie sich dadurch das junge Segment
erschliessen?
Jein. Natürlich ist die neue Generation mit dem Internet
aufgewachsen und kauft viel darüber ein. Aber
das grösste Wachstum verzeichnet der E-Commerce
generell bei den Silver-Surfern, die immer häufiger
die Vorteile des Onlinehandels nutzen, weil es bequemer
ist.
Im Onlinegeschäft sind Sie letztes Jahr 20 Prozent
gewachsen. Ist der Retailhandel am Ende?
Nein. Unsere 200 Stores laufen nach wie vor sehr
erfolgreich. Aber die Kundenbedürfnisse haben sich
geändert, sind individueller geworden. Einige wollen
vor Ort beraten werden, andere zu Hause auf der
Couch shoppen. In Zukunft wird deshalb die Verbindung
beider Kanäle noch wichtiger werden – Stichwort
Omnichannel – für unseren eigenen Einzelhandel
und unsere Kunden im Grosshandel.
Ein Grossteil Ihres Gewinns kommt aus dem Ausland.
Lohnt sich der Schweizer Markt noch?
Die Schweiz ist mit ihren 8,6 Millionen Einwohnern
natürlich ein vergleichsweise kleiner
Markt. Und trotzdem nach wie vor ein
sehr wichtiger Markt, vor allem für die Marke
Calida. Andere Marken der Calida-Gruppe
sind in der Schweiz noch nicht so bekannt,
das wollen wir ändern.
Corona hat aber auch der Calida-Gruppe
geschadet, ihre Aktie ist nach wie vor unter
Vor-Corona-Niveau.
Grundsätzlich waren wir als Unternehmen
sehr gut vorbereitet auf diese Krise. Aber wir
sind im Retailsegment tätig – und wenn der
gesamte Handel drei Monate schliesst, hat das
Sehen Sie sogar Chancen, die sich durch Corona
ergeben haben?
Es ist sicher so, dass gewisse Trends wie die Digitalisierung,
flexible Arbeitsmodelle oder auch das Thema
Nachhaltigkeit durch Corona mehr Schub erhalten
haben, und das ist auch gut so. Aber ganz ehrlich, ich
hätte ganz gut auf die Krise verzichten können.
Ihr Wunsch für die Zukunft?
Wir sollten in einer Welt leben,
in der wir nicht mehr
über Nachhaltigkeit reden,
sondern in der Nachhaltigkeit
fester Bestandteil ist von allem,
was wir tun. Aber es gibt
noch viel zu tun, nicht nur für
Unternehmen, sondern für jeden
Einzelnen von uns.
Interview: Melanie Ade
Mit dem Luxusmodelabel
Viktor&Rolf hat Calida eine zu
100 Prozent biologisch abbaubare
Designerlinie kreiert.
Foto: zVg
02/2020 33 Meine FIRMA